Samstag, 27. Dezember 2014
KURZER CHORGESANG DER VIRTUELLEN SYSTEMKRITIKER
Wir sind umgeben von etlichen Prisen von uns bekannten Realitäten. Diesen zu entfliehen ist das, was nicht wenige Menschen das Leben nennen.
Die Prisen tun schlecht…sie desillusionieren, ent – täuschen. Das warme Stübchen als Komfortzone ist gefährdet. …und das wissen die meisten von uns.
Die, welche sich schonungslos mit den Prisen konfrontieren sind nicht unser Umgang… Wir hängen zu sehr an unserer warmen Stube…

(Konstantin S. Purgess)



Mittwoch, 17. Dezember 2014
Na ja,
so lange man Demonstration als wirksame Methode einstuft den Entscheidungsträgern Contra zu zeigen, so lange werden sich diese Entscheidungsträger darüber freuen ein derartig "intelligentes" Völkchen regieren zu dürfen, das an wirksame und systemkonforme Protestmittel glaubt.
Entscheidungsträger lieben systemkonforme Protestmittel wie Petition, Demos und Co. Denn diese stellen die Idiotenwiese dar, auf welcher sich der "intelligente" Bürger als Mitgestalter träumt.



Donnerstag, 4. Dezember 2014
Es darf gelitten werden oder Nächte in Baden-Württemberg die niemanden interessieren
Ein alter Mann.

Angeblich ehemals Boxer.

Sehr bewegungseingeschränkt.

Während meiner Einarbeitungsphase in den Nachtdienst betrete ich sein Zimmer mit der mich einarbeitenden Pflegefachkraft.

Der alte Mann liegt im Bett und es soll nach dem Inkontinenzartikel geschaut werden. Die Pflegefachkraft berührt ihn aggressiv...fest, drückend...unsanft. Der Herr hält sich am Bett fest und die Pflegefachkraft reisst noch mehr an ihm und schreit: „Lass los, du alter Mistbock!“ Dieser Vorgang wiederholt sich ein zweites Mal.

Als ich diese Pflegefachkraft am nächsten Tag zur Rede stelle, wird der Vorgang als gerechtfertigt dargestellt. Dieser ehemalige Boxer sei gewalttätig und habe einem Kollegen doch bereits ein blaues Auge geschlagen... Ein Kollege, der mir von eben genau dieser Pflegefachkraft als derb gegenüber alten Menschen beschrieben wurde, die eine pflegeintensivere Betreuung benötigen.

Für diese Pflegefachkraft gehört es auch zum gewöhnlichen Umgang, dem älteren und bettlägerigen, wehrlosen Menschen die Nachtmedikation in den Mund zu stecken, Flüssigkeit nachzuschütten. Alles im Liegezustand des Bewohners.
Ebenfalls gewöhnlich, wie gestrige Nacht geschehend, einen darauf hustenden und gurgelnden alten Menschen weiter husten und gurgeln zu lassen.

Die Pflegefachkraft versteht einen arbeitsarmen Nachtdienst zu gestalten.
Den älteren Menschen, denen eine Spätmahlzeit eingegeben werden soll wird diese nur laut Dokumentation eingegeben. Die Leistung an sich wird bei der Pflegedokumentation bestätigt und angeklickt, dass die gesamte Spätmahlzeit eingenommen wurde.
Ein alter und wehrloser Mensch hat inoffiziell zu hungern, nicht offiziell und dokumentiert...ein Diabetiker hat inoffiziell auf seine Spätmahlzeit zu verzichten und nicht offiziell und dokumentiert.

Zu zeitintensiv ist für diese Pflegefachkraft auch, verordneteTropfen laut ärztlicher Anordnung genau abzuzählen. Ein rasantes und nicht gezähltes Hineinschütten in den Medikamentenbecher macht diesen Vorgang Nacht für Nacht schon weniger zeitintensiv.

Nahezu optimal zeitverkürzend ist es dann auch, wenn die Lagerung von älteren und wehr- und machtlosen alten Menschen bereits zu Beginn des Nachtdienstes im voraus in den Lagerungsplan eigetragen wird. So ist der Vollzug der Lagerungen dokumentiert... Dokumentiert und kaum praktisch vollzogen.

So (nur) einige Erfahrungen innerhalb der Nächte vom 01.12. bis in den Morgen des 04.12.2014, innerhalb welcher ich eingearbeitet wurde.

Ich gab heute meine Kündigung des Arbeitsverhältnisses bekannt, informierte die sogenannten Vorgesetzten von diesen Vorfällen und auch von dem gescheiterten Konfliktgespräch mit erwähnter Pflegefachkraft...in dem Wissen, es wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keinen Einfluss haben.

Es wird härter in der deutschen Altenpflege, offiziell härter und gebilligt härter.
Härter für ältere Menschen, die körperlich und geistig meist wehr-/machlos sind.
Härter für ältere Menschen, die neben Leid an ihren körperlichen und geistigen Gebrechen das durch Härte verursachte Leid ertragen müssen.

In der Altenpflege offenbart sich nicht selten und sehr oft das tatsächliche Gesicht des pflegenden Menschen...nicht immer aber dennoch zu oft ist dieses Gesicht eine Fratze...

Zum Abschluss:
Erwähnte Pflegefachkraft ist seit über fünf Monaten in der Einrichtung beschäftigt und sie hat einen guten Ruf innerhalb des Kollegenkreises.
Die Pflegefachkraft mit dem blauen Auge dagegen hat einen nicht so guten Ruf, kann aber laut Heimleitung aufgrund von Personalmangel nicht gekündigt werden...so weit mir die Pflegefachkraft mit dem guten Ruf mitteilte.